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Porai platzt der Kragen. „Hier liegen unsere Vorfahren, das ist unser Wald!“, ruft er bei einer Landbesichtigung. Ihm gegenüber stehen die Anwälte des Investors, der dieses Land erworben hat.

Die Anwälte formulieren selbstsicher ihr Anliegen. Porai kann da mit seinen paar Brocken Spanisch nicht mithalten. Aber er versteht sehr gut, dass hier etwas faul ist. Er schiebt die Mitarbeiter der befreundeten NGO beiseite, stellt sich vor die Anwälte und spricht selbst.

Noch vor 10 Sekunden war ich auf der Ladefläche des Pickups, der mich mitgenommen hat. „Von hier habe ich eine bessere Perspektive“, dachte ich mir und begann zu fotografieren. Aber die Stimmung änderte sich schlagartig, denn die Überheblichkeit der Anwälte war nicht gespielt, sie war echt und degradiert Porai und seinen Bruder zu Menschen zweiter Klasse.

Ich springe herunter und gehe näher ran und tatsächlich tritt Porai, in erster Linie der Anführer der Ayoreos aber tief drinnen noch der Krieger, der dem Kampf nicht aus dem Weg geht, vor die Anwälte. Es geht hier um nichts weniger als um die Existenz seiner Gruppe. Ist der Urwald weg, verschwinden auch die Ayoreos von der Bildfläche. Das weiß Porai.

Ich versuche das verzweifelte und zornige Gesicht Porais und das seines Bruders so ins Bild zu setzen, ohne dass sie von den massigen Rücken der Anwälte verdeckt werden. Die Kamera ist vorbereitet: Zeitautomatik, ISO 200 und Blende 4 bei bewölktem Himmel und das Objektiv ist ein 24-120mm und steht gerade auf 55mm. So bin ich schnell, und ich muss schnell sein, denn jetzt er da, der Entscheidende Moment. Er reicht für vier Bilder. Hoffentlich passt eines!!!

Die Situation beruhigt sich wieder, nachdem verschiedene Mitarbeiter der NGO GAT kalmierend eingegriffen haben. Aber der Kampf ums Land ist noch lange nicht vorbei.

Die indigene Gruppe der Ayoreos-Totobiegosode

Seit fast zwanzig Jahren kämpfen die Ayoreos Totobiegosode um Ihr Land. Immer wieder beteuern staatliche Einrichtungen ihren Beistand. Doch die Zeit spielt gegen die Ayoreos. Sie wollen sich 120.000 Hektar Land sichern, wo sie ihre unkontaktierten Verwandten vermuten. Gesetzlich steht ihnen das Land zu, kaufen müssen sie es trotzdem Stück für Stück. Das Geld dafür sammeln sie gemeinsam mit der Paraguayischen und Schweizer NGO GAT bzw. Iniciativa Amotocodie.

Aktuell streiten die Ayoreos mit diesem Investor um die tatsächliche Grundgröße, die aufgekauft werden soll. Laut Katasteramt ist dieser Teil 8.000 Hektar groß. Der Investor meint, er hat dort 24.000 Hektar.

 

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